Meine eigene Geschichte zu dem Thema Vorsorge und dem Ergebnis Darmkrebs.

February 11, 2020 10:02:53 AM CET

Meine eigene Geschichte zu dem Thema Vorsorge und dem Ergebnis Darmkrebs.
 
Wie wichtig – nein – so wichtig ist eine Vorsorgeuntersuchung zur Früherkennung von Krebs!
Ein Termin von wenigen Minuten Zeitaufwand, der häufig verdrängt wird, kann einem aber viele Jahre an Leben schenken.
Wenn das nicht mal ein fairer Deal ist!
 
 
Krebs.
„Das passiert den anderen. Nicht mir. Ich bin stark.“
„Bei uns in der Familie hatte noch nie jemand Krebs.“
Ist es nicht das, was den meisten Menschen durch den Kopf geht, nur um sich selber ein Alibi zu geben, weil man ja keine Zeit oder sogar Angst vor einer Vorsorgeuntersuchung hat?
 
Meine Fitness und mein Körper waren in Hochform. Nie ein Gramm Fett zu viel, durchweg auf die Ernährung geachtet. Klar, auch ich habe diesen Pfad ab und an verlassen und ausgiebig gefeiert. Das braucht der Körper, es hat sich auch alles richtig und gut angefühlt.
Dann ging alles ganz schnell.
Der Vorsorgetermin stand an und es wurde ein Tumor im Enddarm entdeckt.
Es folgten unzählige Untersuchungen bis die Ärzte sich ein Gesamtbild der Erkrankung machen konnten. Danach wurde die Strategie der Behandlungsmöglichkeiten besprochen.
 
Die Diagnose Darmkrebs ist/ kann mit einem unglaublichen Leidensweg verbunden sein. Aber je früher ER erkannt wird, desto besser stehen die Chancen.
 
Für mich im mittleren Stadium bedeutete es große Operationen und eine sehr strapaziöse Chemotherapie. Der künstliche Darmausgang (Ileostoma) und die damit verbundene schlechte Nahrungsaufnahme und -verwertung erschwerten es zusätzlich.
Als Folge der Chemotherapie und des Ileostoma war ich so geschwächt, dass ich innerhalb weniger Tage 15 kg an Körpergewicht verlor. Nur durch eine spezielle Nahrung konnten wir den völligen Zusammenbruch einigermaßen abwenden. Des Weiteren hat mir meine körperliche Fitness durch den gesamten Therapiezeitraum von weit über einem Jahr sehr geholfen. Ein gut trainierter Körper ist zäher und leidensfähig.
 

 
Ich war erst 53 Jahre alt. Das ist das Alter, in dem man zwar schon an Darmkrebs erkranken kann, aber ich war noch jung – und plötzlich lag das Risiko, an Krebs zu sterben bei 60 Prozent, und die Chance, ihn zu überleben bei 40 Prozent. Ich hatte große Angst, vor dem was mich erwarten würde!
 
Nach meiner Diagnose vom September 2018 begann der Kampf:
 
Ich musste mich einer großen Operation unterziehen, bei der ich einen künstlichen Darmausgang (Ileostoma) gelegt bekam und 60 cm Enddarm bis wenige Zentimeter vor dem Anus entfernt wurden. Hinzu kam noch eine Komplikation während der OP, die mir großflächige Verbrennungen, teilweise dritten Grades, zugefügt hat.
 

 
Die Folge waren enorme Schmerzen, so dass ich über mehrere Wochen einen Rückenmarkszugang hatte, über den mir ohne Unterbrechung Morphin und weitere Schmerzmittel verabreicht wurden.
 
8 Wochen nach der OP begann die zweite Phase der Therapie:
 
14 Tage lang bekam ich täglich Chemotherapien mit zwei unterschiedlichen Chemo-Präparaten, dazu eine Handvoll Tabletten jeglicher Art. Danach hatte ich eine Woche Pause.
Wenn der Körper es tolerierte, ging es dann wieder von vorne los. Wenn nicht, wurden Pausen eingelegt und die Therapien mussten um Tage oder gar Wochen verschoben werden, da dies sehr anstrengend für den kompletten Organismus ist.
 
Als Nebenwirkung der Chemotherapie litt ich sehr unter Übelkeit, Missempfindungen in den Händen und Füssen, einem gestörten Geschmackssinn. Die Verbrennung konnte nicht richtig abheilen und brach immer wieder auf.
 
Doch es wurde noch schlimmer:
Ich bekam zwei Mal eine lebensbedrohende Thrombose im Abstand von 3 Monaten und dies obwohl ich nach der ersten Thrombose unter entsprechender Medikation stand.
 
9 Monate später ging ich im Juni 2019 in Reha, zum einen, um mich von den Strapazen der Chemotherapie etwas zu erholen, zum anderen jedoch bereits als Vorbereitung auf die nächste Operation, die Stoma-Rückverlegung, d.h. der nach außen geführte Darm wird mit Verbindung einer Darmnaht wieder in den Bauch zurück verlegt.
 
Die Komplikationen danach sind über Wochen übelste Durchfälle, denn der Darm war über Monate außer Betrieb und die Chemotherapien haben alles an Kulturen im Darm, auch die guten, komplett zerstört.
Also ist es nur ein Leerrohr, was erst wieder lernen muss, normal zu funktionieren.
Der Darm ist quasi „beleidigt“, er macht keine Anstalten, die Peristaltik wieder anzukurbeln. Das Essen rutscht sozusagen einfach durch.


Mir hat es geholfen, dass ich vom Therapiebeginn bis zum Tag der Stoma-Rückverlegung und auch mit etwas Abstand nach der OP sowohl Beckenboden- als auch Schließmuskel-Training gemacht habe.
Auch die Einnahme von Darmkulturen aus der Apotheke damit es schneller zur Ansiedlungen von gesunden Darmbakterien kommt, war hilfreich.

Dies alles machte mir schwer zu schaffen. Es ist am besten mit den Worten „Es war ein Trip“ zu beschreiben.
 
Trotzdem blieb ich meinem Standpunkt „niemals aufzugeben“ weiterhin treu!
 


Es liest sich so leicht, aber die Realität ist gnadenlos hart.
Es bedarf einer enormen körperlichen und mentalen Standfestigkeit.
 
An diesem Punkt möchte ich mich von Herzen bei meinen Freunden bedanken, die mich begleitet und unterstützt haben.
Ganz besonders möchte ich dem Team von uniquesport um Utz in Grevenbroich danken.
Utz hat es ermöglicht, dass ich im unique „Sport“ treiben konnte, soweit es mir körperlich irgendwie einigermaßen gut ging. Manchmal waren es nur 10 Minuten auf dem Fahrrad oder langsames Gehen auf dem Laufband. Es war nicht alleine der „Sport“, sondern das Gefühl, wieder an einem normalen Leben teilnehmen zu können, was mir immer und immer wieder Kraft gegeben hat. Gerade das Teilnehmen an den Kursen mit anderen Teilnehmern und die daraus resultierenden Gespräche, sind Momente gewesen, auf die Ich mich gefreut habe. Ein Lichtblick!
Denn unter solch einer Chemotherapie ist schon ein Spaziergang von 10 Minuten eine extreme Anstrengung.
Am Ende der Therapie habe ich die Früchte meines Willens und der Kraft mich zu bewegen geerntet. Ich bin viel fitter durch die Therapie und auch danach wieder zurück ins Leben gekommen.
Für die Onkologen und auch in der Reha war ich ein Vorzeigepatient.
 

www.uniquesport.de
 
Ich möchte mich auch bei meinen Freunden vom Marinezug „Wasserfreunde 1976 Barrenstein“ bedanken.  
Ich bin so stolz, glücklich und froh, dass es euch gibt!
Ihr habt Unglaubliches geleistet!
 
Danke schön an Michaela Schattke, Detlef Flinz, Daniel Dost und weitere Freunde, die immer wieder für mich da waren.
Alles Menschen mit einem Herz und einer Seele an der richtigen Stelle.
Es ist so wichtig, echte Freunde zu haben! Freunde fürs Leben!
 
Und meine Liebe – Claudia Golz – die alles so unglaublich toll ertragen hat und mir eine Stütze war obwohl Sie von Angst, Sorge und von dem Hausbau und Umzug extrem geplagt war, denn ich war nicht mehr in der Lage, mich darum zu kümmern.
 
Meine Freunde und besonders der Marinezug haben sie so unterstützt, dass alles fertig war als ich aus der Klinik entlassen wurde. Ich konnte in das neue Haus einziehen.
 
Dies war ein Moment, an dem mir Tränen des Glücks und der Freude die Wangen runter liefen. So tolle Menschen an seiner Seite zu haben ist Glück.
 
Auch bei meinem Arbeitgeber, der Currenta, möchte ich für die Unterstützung sehr bedanken.
 
Ich hoffe, dass ich Euch durch diesen Artikel ermutigen kann, zur Vorsorgeuntersuchung zu gehen.
Es ist soooo wichtig!
Vielleicht kann ich den einen oder anderen auch ermutigen, sich zum Sport aufzuraffen, denn das hilft vorbeugend und bringt einen besser durch die Therapie zu kommen, falls es einen doch erwischen sollte.
 
Nehmt euch die Zeit und geht zur Vorsorgeuntersuchung!
Nur so könnt ihr euch durch eine frühzeitige Erkennung einen langen Leidensweg ersparen.
 
Ob mein Kampf gewonnen ist, weiß ich erst in einigen Jahren. Zurzeit zähle ich als krebsfrei.
 
 
In diesem Artikel soll es nicht darum gehen, dass ich Mitleid oder sonstiges bekomme. Es geht um euch und eure Vorsorge. Deshalb habe ich ganz bewusst keine tieferen Einblicke in durchlebte Ängste und Emotionen beschrieben. Aber eins könnt ihr Euch gewiss sein, Krebs ist ein unberechenbarer Gegner ohne Gefühle und Emotionen, sondern nur mit dem Ziel Euch das Leben auf grausame Art und Weise zu nehmen.
 

 
Passt auf Euch auf und bleibt gesund!
 
Ralf
 
Nachfolgend möchte ich noch einige allgemeine und hilfreiche Informationen zum Thema Darmkrebs aufführen:
 
 
Darmkrebs: Diese Symptome sind erste Warnzeichen, wie ich rückblickend aus eigener Erfahrung berichten kann!
Darmkrebs: Erste Anzeichen
"Du fühlst dich großartig, Du hast einen gesunden Appetit, Du bist um die 50... dann haben Sie die typischen Symptome von Darmkrebs", so warnte die amerikanische Krebsgesellschaft im Rahmen einer Aufklärungskampagne einst vor dem tückischen Tumor. Der Grund: Bei den meisten Betroffenen verursacht Darmkrebs lange Zeit keine Beschwerden. Frühe Stadien werden oftmals zufällig entdeckt, beispielsweise bei einer Untersuchung aus ganz anderem Anlass. 
 
Die ersten Anzeichen, die ein bösartiger Darmtumor verursachen kann, sind so unspezifisch, dass sie meist nicht mit der Erkrankung in Zusammenhang gebracht werden. Dazu zählen etwa:

  • verminderte Leistungsfähigkeit
  • Nachtschweiß
  • häufige unerklärliche Müdigkeit
  • Starke Verspannungen im unteren Rücken, die sich trotz Massage/Physiotherapie kein Stück gebessert haben.
Und weitere Symptome:
 
Meist kommen zu den Befindlichkeitsstörungen veränderte Stuhlgewohnheiten hinzu: Laut dem Krebsinformationsdienst (KID) des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg (DKFZ) gehören dazu beispielsweise besonders häufiger Stuhldrang, aber auch wiederholte Verstopfung. Ein ständiger Wechsel zwischen Verstopfung und Durchfall sollte ebenfalls aufmerksam machen.
 
Auch häufige, starke Blähungen – mit möglichem Stuhlabgang – sowie Völlegefühl, obwohl man nicht viel gegessen hat, sollte ernst genommen werden. Möglich ist zudem, dass ein Darmtumor Schmerzen beim Stuhlgang auslöst oder zu krampfartigen Bauchschmerzen führt.
Blut im Stuhl kann ebenfalls auf Darmkrebs hindeuten. Aufmerksam sollte man auch werden, wenn Schleim entsteht. Wie der KID berichtet, erzählen manche Betroffenen zudem von besonders übelriechendem Stuhl, ohne dass sich dies durch bestimmte Lebensmittel erklären ließe. Führt ein wachsender Tumor zu Verengungen im Darm, kann der Stuhl bei manchen Patienten außerdem bleistiftdünn geformt sein.
Verlauf: Darmkrebs oft erst spät erkannt
Die meisten der genannten Symptome treten allerdings erst im späten Verlauf der Erkrankung auf. Patienten, die mit diesen Beschwerden zum Arzt kommen, können daher viel seltener geheilt werden als Patienten, bei denen der Darmkrebs in Zuge einer Früherkennungsuntersuchung festgestellt wurde.
Diagnose: Früherkennung durch Stuhltest 
In einem sehr frühen Stadium Darmkrebs zu erkennen, ist nur im Zuge der Vorsorge möglich. Wer die Darmspiegelung nach Abwägung aller Vor- und Nachteile ablehnt, kann alternativ einen Stuhltest machen.
Die Krankenkassen bezahlen Patienten ab 50 Jahren einmal jährlich einen Stuhltest zur Darmkrebsvorsorge. Diesen sogenannten immunologischen Okkultbluttest bekommt man beispielsweise beim Hausarzt, kann ihn dann selbst zu Hause durchführen und die Proben beim Arzt abgeben. Das Ergebnis bekommt man in einem Brief.
Darmspiegelung ist die zuverlässigste Methode
Ist der Befund positiv, sollte der Betroffene unbedingt gleich mit seinem Arzt sprechen. Ein positives Ergebnis bedeutet aber nicht, dass der Patient Darmkrebs hat. Blut im Stuhl kann auch andere Ursachen haben. Um das zu klären, sei bei positivem Befund aber eine Darmspiegelung nötig. Ab 55 Jahren gehört auch die Darmspiegelung (Koloskopie) zu den Vorsorgeleistungen der gesetzlichen Krankenkassen.
Früherkennung gibt keine hundertprozentige Garantie
Auch wenn die Früherkennungsuntersuchungen heute eine hohe Qualität haben: "Einen hundertprozentigen Schutz können sie nicht bieten. Es lässt sich nie ganz ausschließen, dass Menschen, obwohl sie regelmäßig zur Kontrolle gegangen sind und gesund gelebt haben, an Darmkrebs erkranken.“
Fehler im genetischen Code würden oft rein zufällig entstehen. Die Diagnose einer Darmkrebserkrankung bedeute nicht, etwas falsch gemacht oder übersehen zu haben oder gar "Schuld" an der Erkrankung zu tragen.
Darmkrebs – die vierthäufigste Krebsart
Der Begriff Darmkrebs umfasst alle bösartigen Tumore des Darms. Am häufigsten bilden sich bösartige Krebszellen in den Geweben des Dickdarms (Kolon) oder des Enddarms (Rektum), so dass man auch vom kolorektalen Karzinom (CRC) spricht.
 
Die Sterblichkeit für die Krankheit liegt etwa bei der Hälfte der Erkrankten. Durchschnittlich leben fünf Jahre nach der Diagnose noch 55 Prozent der Patienten. Die Rate hängt sehr stark davon ab, wie fortgeschritten das Stadium des Tumors bei der Entdeckung ist – von 74 Prozent der Patienten mit Stadium I bis zu nur 6 Prozent der Patienten mit Stadium IV.
 
 
www.krebshilfe.de
www.uniquesport.de
www.ilco.de